Dienstag, 9. Juni 2015

Gestaltenwandler

Wer bist du, wenn du Du bist? Wer bist du, wenn du dich nicht für andere in eine Rolle begibst? Wer bist du, wenn du die Maske fallen lässt? Wer bist du, wenn du Du selbst bist?



Anne: "Was ist deine Lieblingsfarbe?"
Eva: "Was ist deine?"
Anne: "Gelb."
Eva: "Ja, meine glaub ich auch."
***
Anne: "Was willst du trinken?"
Eva: "Was trinkst du denn?"
Anne: "Cola glaub ich."
Eva: "Ja, ich auch!"
Anne: "Ich will doch lieber Wasser."
Eva: "Ja, Wasser ist eh viel besser."

Eine Freundin hat mir mal erzählt, das ein Mädchen, das sie zu dem Zeitpunkt sehr gut kannte, auf alles, was sie gefragt hat die Antwort: "Das was du (auch) willst"! bekommen hat.
Sie wusste am Ende nicht mal, ob sie das Mädchen wirklich mochte. Sie konnte sie nicht ernst nehmen. Sie hat gesagt, das sie sie ja im Prinzip gar nicht kennt. Sie kennt sie als Kopie. Als Formenwandler. Gestaltenwandler. Aber nicht die wirkliche Person. Sie ist mit einem Chamäleon befreundet, nicht mit ihr.

Es ist echt erschreckend, aber manchmal habe ich doch den Gedanken: Was würde XY am besten gefallen? Wie bekomme ich es hin das möglichst viele Menschen mich und das was ich mache gut finden? Wie gefalle ich ihnen am besten? Und im selben Moment verstehe ich nicht, warum. Ich weiß das es vollkommen egal ist, was andere denken - aber trotzdem. Und ich denke so geht es vielen. Es würde nur nie einer zugeben. Nicht umsonst hatten wir alle in der 6. Klasse dieselben Shirts an. Alle Mädels aus einer Klasse. es war von H&M. Nicht umsonst finden wir es einfacher über das Internet zu kommunizieren als im echten Leben. Nicht umsonst trauen sich viele nicht ihre Träume umzusetzen, tragen eben die Klamotten die alle tragen, haben keine Meinung - Das habe ich jetzt überspitzt gesagt. Oder auch nicht? Es ist so viel leichter das zu machendes alle gut finden.
Denn wenn wir mal ganz genau aufpassen: Wie viele Dinge machen wir eigentlich, weil wir sie selbst gut finden? Nicht weil andere sie gut finden könnten? Wie oft schweigen wir lieber, weil wir mit unserer Meinung anecken könnten? Wie oft schlüpfen wir in bestimmte Rollen? Wie oft...
Es gibt so verdammt viele Situationen. Dann muss ich zurück an diese seltsame Freundschaft denken.  Und daran, wie grotesk die Situation ist. Rollen finden wir im Theater, im Film, und im wahren Leben. Wo sie nicht hin gehören. Dabei ist es so schwierig. Es macht müde. Es kostet Zeit. Es ist anstrengend. Es ist nervig. Zum abgewöhnen!


Danke Ralf :)

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